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ISDN-Abschaltung – Wie reagieren Unternehmen und Behörden?

7. Juli 2017 News

Die Deutsche Telekom will im nächsten Jahr das ISDN-Netz abschalten. Hält der Provider seine Pläne ein, dürfte es für die Mehrheit der ISDN-Nutzer zeitlich eng werden. Den Umstieg auf IP-Telefonie vollzog bisher erst rund jeder vierte IT-Standort. ama fragte jüngst nach, wie sich Unternehmen und Behörden auf den Wechsel vorbereiten und welche Erfahrungen vorliegen.

Viel hat sich noch nicht bewegt. Von flächendeckender IP-Telefonie kann noch keine Rede sein. Das zeigen Markterhebungen, die ama 2016 und 2017 durchführte. Weiterhin zählen rund zweidrittel der in Unternehmen und Behörden installierten Anlagen zu den „Klassikern“, basieren auf analogen oder ISDN-Anschlüssen. Lediglich 25,5 Prozent setzen derzeit auf IP- Telefonie. Wobei 23,5 Prozent der IP-basierten TK-Anlagen auf eigenen Servern laufen und 2,0 Prozent über die Cloud auf externen Servern betrieben werden. Die Grafik zeigt die Werte von 2017 und 2016.

Inzwischen steht das Thema allerdings deutlich erkennbar im Fokus der Entscheider. Die im Frühjahr 2017 von ama durchgeführte Umfrage unter IT-Verantwortlichen in Unternehmen und Behörden zeigt ein klares Votum: Rund 88 Prozent der Befragten gaben an, in absehbarer Zeit auf IP-Telefonie umzusteigen. Knapp ein Prozent beabsichtigt, auf einen anderen ISDN-Anbieter zu wechseln. Unentschlossen bzw. offen für das weitere Vorgehen zeigen sich rund sieben Prozent. Während rund 4 Prozent diesbezüglich nichts unternehmen werden (siehe Grafik 2 – Was werden Sie tun?).

Vor einem Jahr zeigte sich noch ein völlig anderes Bild: Eine deutliche Mehrheit (70,1 %) der Entscheider in Behörden und Unternehmen setzte sich seinerzeit noch nicht so recht mit der drohenden ISDN-Abschaltung auseinander, gaben bezüglich ihrer TK-Anlage an, keine Veränderungen auf der Agenda zu haben. Lediglich 13,4 Prozent der 231 Befragten planten konkret die vorhandene Telefonie-Lösung in den nächsten ein bis zwei Jahren zu modernisieren.

Vorbereitungen laufen

Stand heute bleiben nur noch wenige Monate für die Klärung technischer und organisatorischer Fragen, die mit einem Umstieg von ISDN auf IP zwangsläufig verbunden sind. Analog gilt dies ebenso für das Einholen von Angeboten und die Lieferantenauswahl.

Da es keine Standardlösung für den Umstieg auf IP-Telefonie gibt, kann nur eine genaue Bedarfsanalyse aufzeigen, wie der eigene individuelle Lösungsansatz aussieht. So ist zu prüfen, was genau die Digitalisierung der Telefonie für das eigene Unternehmen konkret bedeutet. Etwa in Bezug auf die alten Telefongeräte, die bei einem Umstieg auf IP-Technologie möglicherweise nicht mehr weiter genutzt werden können und durch neue ersetzt werden müssen. Neben der Telefonie gibt es, je nach Branchenzugehörigkeit und Größe der IT-Standorte, noch eine Reihe weiterer Handlungsfelder. So kommuniziert die Mehrheit der Betriebe und Behörden mit ihren Kunden und Partnern derzeit noch via Faxgeräte, wie der Branchenverband Bitkom jüngst herausfand. Auch laufen noch viele Alarmanlagen, Tür- und Schrankenöffner, EC-Cash-Terminals oder Frankiermaschinen über ISDN.

Eine Option ist, bestehende Hybrid-Telefonanlagen IP-fähig zu machen. Oder, bei reinen ISDN-Anlagen, ein vorgeschaltetes ISDN-Voice-Gateway einzusetzen. Bei beiden Varianten können alle ISDN-basierten Geräte weiter genutzt werden. Allerdings muss dann ein Gateway gefunden werden, dass möglichst alle bisherigen TK-Anlagen-Funktionalitäten ohne größere Einschränkungen oder zusätzliche Fehlerquellen bereitstelllt.

Für Standorte bei denen ein Gateway nicht in Frage kommt, kann eine über eine externe Cloud betriebene TK-Anlage eine prüfenswerte Option sein. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Derzeit beabsichtigen nur wenige der Umfrageteilnehmer (2,7 %) diesen Weg zu gehen (Grafik 3).

Unternehmen und Behörden, die weder auf ein Gateway noch auf eine IP-Telefonanlage in der Cloud setzen, bietet sich die Möglichkeit einer eigenen, inhouse betriebenen IP-Telefonanlage. Je nach Lösungsansatz läuft die Telefonie dann getrennt vom Datennetzwerk über ein eigenes WAN. Oder Telefonie- und Nutzdaten transportiert ein gemeinsames WAN. Die erste Option verursacht ggf. zusätzliche WAN-Kosten und/oder beschränkt die IT-Integration. Die zweite Option bietet zwar eine intensive Verbindung von IT und Telefonie, stellt jedoch meist auch höhere Anforderungen an die Security.

Vor dem Hintergrund vieler zu lösender Fragen ist es erstaunlich, dass erst rund jeder dritte Befragte (33,7 %) angibt, dass die Planungen abgeschlossen sind und die Umstellung bereits läuft. Rund 38 Prozent befinden sich in der Phase der Bedarfsermittlung oder bereits in der konkreten Planung.

Für mehr als jeden vierten IT-Standort (28,6 %) könnte es insofern zeitlich knapp werden. Der größere Anteil (18,4 %) der Befragten räumt ein, noch keinerlei konkrete Vorbereitung getroffen zu haben. Bei 10,2 Prozent läuft derzeit noch die Informationbeschaffung.

Nutzererfahrungen überwiegend positiv

25,5 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden IT-Standorte verfügen bereits über Erfahrungen mit IP-Telefonie. Bemerkenswert ist, dass die positiven Erfahrungen offensichtlich überwiegen: Rund 74 Prozent dieser Teilnehmergruppe gaben an, dass mit dem Umstieg keinerlei Einschränkungen verbunden waren. Lediglich bei rund jedem Vierten kam es zu der ein oder anderen Einschränkung. Wobei die häufigste Nennung auf “eingeschränkte Funktionen” entfiel. Am zweithäufigsten wurden “Internet-Störungen oder Ausfall der Internetverbindung während Telefonaten” genannt. Auf die Antwortoptionen “schlechtere Sprachqualität” und “neue Sicherheitsrisiken (Abhörung/Hacking von Daten und Telefonaten)” entfielen jeweils rund fünf Prozent der Nennungen.


Ausblick

Der Umstieg auf IP-Technologie rückt für die Mehrheit der IT-Standorte in Deutschland in greifbare Nähe. Der durch die Deutsche Telekom ausgeübte Druck zeigt Wirkung. Allerdings deuten die aktuellen Umfrageergebnisse darauf hin, dass die meisten IT-Verantwortlichen den zwangsweisen Umstieg eher als Pflichtübung denn als Chance für Innovationen empfinden.

Ein Umdenken ist dennoch wahrscheinlich. Schließlich eröffnet die IP-Technologie auch einige neue Möglichkeiten. Die Digitalisierung der Telefonie schafft die Grundlage für Unified Communications und Collaboration: ermöglicht ein Zusammenwachsen von Applikationen und Kommunikationsformen und damit eine bessere organisatorische, standortübergreifende Unterstützung von Arbeitsplätzen. Beispielsweise durch Sprach- oder Video-Konferenzing, Desktop-Sharing oder das Teilen gespeicherter Daten in Teams. IP dürfte damit das Potenzial haben, einen wichtigen Beitrag zur Prozessoptimierung zu leisten.



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